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U Sengelmannstraße wird umgebaut

Fit für die U5: Arbeiten an Haltestelle in vollem Gange. Was Fahrgäste der U1 beim Vorbeifahren sehen, haben wir uns vor Ort genauer angeschaut.

Umbau auf der Sengelmannstraße läuft.

Sonderfall mit besonderen Voraussetzungen: An der U-Bahn-Haltestelle Sengelmannstraße wird die U5 aus dem Untergrund auftauchen und – zum ersten und einzigen Mal auf der 24 Kilometer langen U5-Strecke – oberirdisch halten, damit Fahrgäste hier in Zukunft bequem zwischen U1 und U5 (in derselben Richtung) am selben Bahnsteig umsteigen können. Dafür wird die bestehende Haltestelle aktuell umfangreich umgebaut. Was schon geschafft wurde und was als nächstes ansteht:

Abriss alter Bahnsteig U Sengelmannstraße

 

Erster Schritt: Umbau des „alten“ Bahnsteigs auf der Nordseite

Der bislang ungenutzte, nördliche Bahnsteig wurde in den vergangenen Monaten in weiten Teilen abgerissen. Stehen geblieben sind unter anderem die Treppenaufgänge, die tragenden Wände und der Teil des Bahnsteigs, der die Räume im Untergeschoss und den Fußgängertunnel überdeckelt. Im Bild gut zu erkennen: Abriss und Neubau finden während des laufenden Betriebs der U1 statt. Die Holzwand rechts dient als Abgrenzung zwischen Baustelle und U1-Gleis, die Wand links als provisorischer Lärmschutz. Im Vordergrund ist der Treppenaufgang zu erahnen.

 

Bahnsteig Haltestelle U Sengelmannstraße

 

Zum Vergleich: So sah der nördliche Bahnsteig vor dem Umbau aus.

 

U-Bahn-Haltestelle Sengelmannstraße vor dem Umbau.

 

Auf der übrig gebliebenen Substanz entsteht der neue Bahnsteig mit Dach und Bahnsteigtüren für den automatisierten Betrieb der U5. Zudem wird im Untergeschoss die Technik einquartiert, die sich momentan noch unter dem südlichen Bahnsteig befindet. Links und rechts des Bahnsteigs werden voraussichtlich ab Herbst 2024 die Gleise verlegt. Wenn der nördliche Bahnsteig betriebsfertig ist, kann die U1 hierhin „umziehen“.

Auch unterirdisch wird der nördliche Teil der Haltestelle umgebaut, damit der Treppenaufgang nach langer Wartezeit zum Einsatz kommen kann. Im Spätsommer wird mit der Fassadengestaltung in der Schalterhalle begonnen.

 

Untergeschoss Haltestelle U Sengelmannstraße

 

U1 während der Bauzeit und final 

Während der südliche Bahnsteig voraussichtlich ab Anfang 2025 umgebaut wird, fahren die U-Bahnen der Linie U1 auf dem dann fertiggestellten nördlichen Bahnsteig. Sind beide Bahnsteige fertig, zieht das Gleis der U1 Richtung stadtauswärts dann auf das südlichste Gleis des südlichen Bahnsteigs um. Die Gleise der U5 liegen jeweils auf den Gleisen in der Mitte. Die Güterumgehungsbahn (GUB) wird wie gewohnt neben dem südlichen Gleis der U1 Platz finden.

Mehr U-Bahn-Linien, mehr Platz für Gleise 

Nicht nur an der Haltestelle werden mehr Gleise für die später zwei U-Bahn-Linien benötigt. Auch an den Anschlüssen westlich und östlich der Haltestelle sorgt der doppelte Gleisbedarf für mehr Breite der gesamten Anlage. Daher werden zwei neue U-Bahn-Brücken über die Sengelmannstraße benötigt.

Die beiden Widerlager für diese wurden beidseits der Sengelmannstraße Ende 2023 fertiggestellt (siehe Foto). Voraussichtlich im Sommer 2024 wird hier die neue Brücke eingehoben. Deren Einzelteile wurden im März schon per Schwerlasttransport angeliefert und werden vor Ort zusammengeschweißt. Auf dem Foto lässt sich gut erkennen, welche Breite zukünftig gebraucht wird, damit die U1 Richtung Innenstadt (schmaler Teil links) und die beiden U5-Gleise sowie zwei Nebengleise auf der neuen Brücke Platz finden. Auf der „alten“ Brücke“ daneben, wo heute beide U1-Gleise liegen, verkehren später nur noch die Züge der U1 Richtung Norden.
 

Widerlager Brücke Sengelmannstraße

 

Damit die Brücke an der Stelle über die Sengelmannstraße führen kann, muss diese tiefergelegt werden, um die Durchfahrtshöhe auch für LKW zu gewährleisten. Bisher stand im Zuge dieser Arbeiten die Ostseite der Sengelmannstraße im Fokus. Hier wurde die Fahrbahn abgesenkt, eine neue Straßenentwässerung errichtet sowie die Nebenflächen hergestellt.

 

Abtauchen 

Trasse Richtung Haltestelle City Nord

 

Westlich der Haltestelle Sengelmannstraße geht es weiter Richtung City Nord. Hier lässt sich bereits erahnen, wie die Gleise der U5 später verlaufen werden. In einer Linkskurve werden sie unter denen der U1 und der GUB abtauchen, um diese in einem Tunnel zu unterqueren. Die betonierten Bohrpfähle (aus denen der Bewehrungsstahl ragt) zeigen, wo die Wände der Baugrube verlaufen werden. Nächster Halt: City Nord (Stadtpark)!

 

Und was ist das für ein Gebäude? 

Sekundäre Leitstelle U5

 

Am westlichen Ende des Bahnsteigs, zwischen den Gleisen der U1 (hier rechts) und der U5 (links) entsteht eine sekundäre Leitstelle, sozusagen das Herz der U5. Von hier aus wird der Probebetrieb zwischen der City Nord und Sengelmannstraße gesteuert und überwacht. Im regulären Betrieb wird sie später als zweite Leitstelle neben der in der Steinstraße bestehen.

 

Ausblick 

Wenn der nördliche Bahnsteig fertiggestellt ist, kann die U1 auf den beiden Gleisen in Betrieb gehen. Danach beginnt die zweite Bauphase mit dem Umbau der Südseite der Haltestelle. Voraussichtlich 2027 kann die U5 zwischen den Haltestellen City Nord (Stadtpark) und Sengelmannstraße ihren fahrgastlosen Probebetrieb aufnehmen, 2029 dann den Betrieb mit Fahrgästen.  

 

Weitere Informationen 

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Kommentare

Gespeichert von Michael am Do., 11.04.2024 - 09:12

Guten Morgen,

Klasse, dass es so gut voran geht! Aber warum muss man zwei Jahre ohne Fahrgäste fahren? Die Technik ist ja nun keine reine Neuentwicklung, anderswo auf der Welt fährt man in ähnlicher Weise seit Jahren zuverlässig.

Da sollte man doch nach ein paar Monaten spätestens wissen, ob alles so klappt wie man geplant hat oder sehe ich was falsch?

Viele Grüße

Michael

Hallo Michael, 

vielen Dank für Ihre Frage. Die U5 muss sich in ein vorhandenes, „konventionell“ betriebenes U-Bahn-System einfügen, wird aber gleichzeitig ganz anders, also auf dem neuesten Stand der Technik, gebaut und betrieben: Ohne Fahrer (vollautomatischer Betrieb), mit neuem Betriebssystem, im noch dichteren Takt und mit neu entwickelten U-Bahn-Zügen (DT6) wird die U5 künftig unterwegs sein. Hier kann die Stadt Hamburg also nur bedingt auf die Erfahrungen anderer Metropolen zurückgreifen und muss die neue Technik von Grund auf sorgfältig testen, um einen sicheren und reibungslosen U-Bahn-Betrieb gewährleisten zu können.

Dadurch, dass wir auf dem ersten Abschnitt so sorgfältig prüfen, kann der Probebetrieb auf den anderen U5-Abschnitten deutlich kürzer ausfallen. 

Gespeichert von Gast am Fr., 12.04.2024 - 10:33

Ich habe das Konstrukt der Brücke in der Sengelmannstraße noch nicht ganz verstanden. So wie ich das lese wird auf dem Bild ganz links eine neue, eingleisige Brücke für die U1 in Richtung Innenstadt eingehoben. In der Mitte finden sich dann insgesamt 4 Gleise von denen 2 für die U5 sind und vermutlich 2 weitere als Zuwegung zum Betriebshof? Auf der bisherigen U1-Brücke verbleibt nur noch ein Gleis statt 2? Warum wird da der Platz dann nicht genutzt?

Hallo und vielen Dank für Ihren Fragen.

Sie haben das völlig richtig verstanden: Ganz links liegt die neue eingleisige Brücke, daneben die mit insgesamt vier Gleisen.

Auf der bisherigen U1-Brücke verbleibt zukünftig nur das U1-Gleis stadtauswärts, weil sich diese Brücke für die U5 aufgrund der Trassierung nicht eignet. Würde das U5-Gleis dort neben dem der U1 geführt werden, könnte die U5 im weiteren Verlauf Richtung Bramfeld nicht so unter der U1 “abtauchen” wie es vor Ort notwendig ist. 

Gespeichert von Andreas Harder am Fr., 12.04.2024 - 17:05

Guten Tag,
Mich würde interessieren warum die Hochbahn für ihre Großbauprojekte immer soviel Zeit einplant. Der Bau der U4 nimmt für drei Stationen mehrere Jahre in Anspruch. Damit meine ich die Süderweiterung und die Osterweiterung. In anderen Metropolen hat man in der Zeit eine ganze U-Bahn-Linie gebaut. Konkret bei der U5 sehe ich das selbe Problem. Erst werden großspurige Ankündigungen gemacht und dann das Projekt U5 nach dem Ostast auf Eis gelegt. Einen Anschluss bis U Borgweg wäre doch sicherlich machbar gewesen. Bitte liebe Hochbahn, was behindert sie bei einer schnelleren Bauausführung zumal gleichzeitig der westliche Ast parallel zum Östlichen hätte gebaut werden können.
Grüße
Andreas Harder

Guten Tag Herr Harder,  

grundsätzlich sind die Planungen und der Bau von U-Bahn-Anlagen sehr komplexe Vorhaben. Ein Projekt dieser Größenordnungen bedarf eines komplexen Planungs- und Genehmigungsprozesses, der zudem strengen Richtlinien und Anforderungen Dritter (z.B. der Anwohnenden oder der Feuerwehr) beim anspruchsvollen und zeitintensiven Neubau sowie Inbetriebnahme von Gleis- und Haltestellenanlagen unterliegt. Besonders herausfordernd ist dabei das Bauen in den größtenteils dicht bewohnten, innerstädtischen Bereichen. Da es der HOCHBAHN zudem ein großes Anliegen ist, die Beeinträchtigungen für die Anwohnenden während der Bauzeit so gering wie möglich zu halten. wird in der Regel kleinteiliger gebaut. Beispielhaft zeigt sich das etwa im halbseitigen Bauen entlang der Nordheimstraße, um den Verkehr entlang der Magistrale an der Baustelle vorbei fließen lassen zu können. Dies schlägt sich u.a. auch in der Bauzeit nieder. 

Mit der U5 realisiert Hamburg aktuell das größte Infrastrukturprojekt Deutschlands. Dieses endet nicht, wie Sie befürchten, mit der Haltestelle City Nord (Stadtpark), sondern wird sich Richtung Innenstadt fortführen. Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist jedoch eine Unterteilung in kleinere Abschnitte unumgänglich. Die Unterteilung der U5 von Bramfeld bis zur City Nord macht aus verschiedenen planerischen Gründen Sinn. Für den daran anschließenden Abschnitt von der City Nord bis zur Jarrestraße startet noch in diesem Jahr das Genehmigungsverfahren.  

Übrigens: Parallele Realisierungsmöglichkeiten beispielsweise des östlichen und westlichen Abschnitts, wie von Ihnen vorgeschlagen, sind noch Teil der aktuellen Planung. Sobald wir dazu etwas sagen können, lesen Sie es hier auf der Website. Schauen Sie also gerne wieder vorbei. 

Gespeichert von Ralf Klahn am Do., 18.04.2024 - 07:23

Danke für einen so beeindruckenden Bericht, der es jedem verständlich macht, wo etwas und insbesondere wie etwas gebaut wird und welche Einschränkungen damit verbunden sind.

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